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Flagge zeigen: was innere Widersprüche mit Bio-Baumwolle zu tun haben

Veröffentlicht von Marion am 12. Oktober 2019

Lass mich wetten: mindestens 70% deines Kleiderschrankinhalts besteht aus Baumwolle. Kein Wunder, das Material ist ein Alleskönner, robust, reißfest, luftdurchlässig und saugfähig. Baumwolle ist ein Allerweltsmaterial und völlig selbstverständlich überall im Einsatz. Das war nicht immer so. Bis ins 17. Jahrhundert galten Baumwolltextilien als Luxusgut. Die Gewinnung von spinnbaren Fäden aus den Fruchtkapseln des tropischen Malvengewächses dauerte doppelt so lang wie Seide – und dann stand man vor dem nächsten Problem: erst mit der industriellen Revolution verbreiteten sich in Europa Spinnmaschinen, mit denen aus den kurzen Baumwollfasern verarbeitungsfähige Fäden hergestellt werden konnten. Bis dahin wurden die Textilien vor allem aus Indien importiert.

Baumwolle ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt, wir Menschen bauen sie seit mindestens 8000 Jahren an. Während andere, heute weltweit verbreitete Agrarprodukte meistens ein, oder vielleicht zwei Ursprungsorte haben, wurde Baumwolle etwa zeitgleich an mindestens vier, weit voneinander entfernten Orten kultiviert. Ist Baumwolle damit ein Zeichen menschlicher kollektiver Entwicklung? Fakt ist, dass man die ältesten Fasern im heutigen Indien fand, immer noch eines der wichtigsten Anbauländer. Ein paar Ozeane weiter stießen Archäologen in den nördlichen Anden auf ca. 6000 Jahre alte Baumwollkapseln. Bei den Mayas und Azteken wurde Baumwolle als kostbares Gut gehandelt, lange vor der Einführung von Keramik.

Etwa im zweiten Jahrtausend v. Chr. erreichte die Faser dann über Mesopotamien und Ägypten auch das hellenische und römische Reich. Die klassische griechische Toga? Baumwolle, besonders geschätzt wegen ihrer feinen Struktur und Weiße.

Heute wird Baumwolle vor allem in China, Indien, und den USA angebaut. Konventionell und auf Masse produziert. Ein Deutscher verbraucht pro Jahr etwa 20 Kilogramm Baumwollstoff, davon 50% in Form von Kleidung. Dafür muss eine Menge Baumwolle produziert werden. Und hier kommt der Haken: im konventionellen Anbau wird massiv mit Chemie gearbeitet. Zusätzlich ist der Wasserverbrauch enorm hoch und der Einsatz von Pestiziden und Insektiziden kontaminiert nicht nur den Boden und das Restwasser, sondern ist auch für die Baumwollbauern gefährlich. Nach der Ernte geht es weiter, zum Beispiel mit Chlor, Flamm-, Motten-, und Fleckenschutz oder Formaldehyd.

Und jetzt lass uns nochmal an deinen Kleiderschrank gehen. Wie viel davon ist aus Bio-Baumwolle gefertigt? Bio-Baumwolle wird nach bestimmten Richtlinien produziert, die den Einsatz von chemischen Pestiziden und Düngemitteln verbieten. Baumwollpflanzen sind wegen ihrer langen Wachstums- und Reifezeit recht anfällig für Schädlinge. Weniger Gift heißt also mittelfristig weniger Ertrag, und Bio-Baumwolle kann nicht in solchen Massen produziert werden wie konventionelle, muss also teurer verkauft werden, um ähnliche Gewinne zu erzielen.

Das schlägt sich auch im Endpreis nieder. Die wenigsten Menschen sind bereit, den Aufpreis für Bio-Baumwolle zu zahlen. Oder können es sich nicht leisten, ihren kompletten Kleiderschrank umzustellen. Der ja meistens sowieso übervoll ist.

Wenn du dich in meinem Shop umsiehst wirst du feststellen, dass einige, aber nicht alle meiner Produkte aus Bio-Baumwolle sind. Ich würde ja wirklich zu gerne den ganzen Weg gehen und alles in Bio und GOTS (Global Organic Textile Standards) zertifiziert produzieren. Damit bin ich aktuell aber preislich nicht wettbewerbsfähig, weil die meisten Menschen an dieser Stelle (noch) sparen und dann woanders einkaufen, und weil auch die Zertifizierung eine Stange Geld kostet. Das ist ein innerer Widerspruch, mit dem ich immer wieder ringe.

 

Wusstest du, dass in Deutschland über eine Million Tonnen Kleidung pro Jahr weggeworfen wird? Oft genug sogar ungetragen. Von anderen Textilartikeln gar nicht zu reden.

Und hier ist der Punkt, an dem ich mit meinem Shop ansetzen möchte. Was und wie wir kaufen, hat mit unserer Lebenseinstellung zu tun. Meine multifunktionalen Produkte sollen Stück für Stück dabei helfen, bewusster zu konsumieren. Weil weniger wirklich mehr ist: die Entscheidung für Dinge, die mehrere Funktionen erfüllen, ist ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und eine Form von Minimalismus, die nicht nur in deinem Kleiderschrank, sondern auch in deinem Leben und Denken mehr Platz schafft. Und bessere Qualität, Bio oder nicht, hält schlicht länger.

Das ist heute und jetzt mein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Und irgendwann, wenn sich das Umdenken weiter fortgesetzt hat, dann wirklich gerne auch alles in Bio.

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