Reisen hat zurzeit nicht unbedingt oberste Priorität, zumindest nicht das Reisen in die Ferne. Der Sommer ist aber nun mal traditionsgemäß Reisezeit und vor allem nach Wochen oder gar Monaten in den eigenen vier Wänden wünscht man sich einen Tapetenwechsel. Doch egal, vor welche Herausforderungen uns die letzten Monate gestellt haben, eins ist gewiss: für viele hat ein Umdenken stattgefunden. Eine Art Rückbesinnung vielleicht, die sich auch darauf auswirkt, wie (weit) wir uns zukünftig bewegen wollen.
Daher bewerben Reiseveranstalter momentan vor allem regionale Reiseziele. Die Hütte in den Bergen, der Campingplatz am Waldrand, das Ferienhaus am Meer – Deutschland und die nähere Umgebung hat einiges zu bieten, was wir in den letzten Jahren angesichts der unendlichen Möglichkeiten des Fernreisens gern vergessen haben. Und nicht von ungefähr kommt einem dieser Tage das an Goethe angelehnte geflügelte Wort in den Sinn. Du weißt schon welches: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“
Nachhaltiger Tourismus ist schon seit einigen Jahren ein Trend und hat dabei wenig mit Verzicht zu tun. Im Gegenteil: die Rückbesinnung auf das Wesentliche ist eher eine Bereicherung und bringt eine Fülle mit sich, die mehr mit Qualität als mit Quantität zu tun hat. Im Urlaub heißt das konkret etwa die gezielte Auswahl von Reisezielen und Ferienorten, die nachhaltig und authentisch arbeiten. Mittlerweile gibt es sogar spezielle Sigel wie TourCert oder Viabono und Reiseportale, die bei der Auswahl nachhaltiger Ferienziele helfen. Auf der individuellen Ebene bedeutet das für uns Reisende unter anderem, die lokale Wirtschaft und Kleinunternehmer zu unterstützen, egal ob in der Ferne oder eben ganz nah. Also eher nicht bei dem Großkonzern zu buchen und vielleicht doch lieber in der familiengeführten Bleibe abzusteigen als in einer Hotelkette. Die Wahl eines Bio-Domizils, sei es Bio-Hotel oder der Bio-Campingplatz, ist fast immer ein Garant dafür, dass dort beispielsweise bewusst mit Ressourcen umgegangen wird oder vorrangig lokale Produkte verwendet werden.
Wie man den Ort erreicht, an dem man für ein paar Tage oder Wochen die Seele baumeln lassen möchte, spielt beim so genannten sanften Tourismus ebenfalls eine große Rolle. Zwar kann man die CO2-Emissionen einer Reise kompensieren, doch mit einem zwei- bis dreistündigen Flug hat man bereits ein Viertel seines gesamten CO2-Jahresbudgets aufgebraucht. Auch das ein Argument für den Urlaub an einem Ort, der sich idealerweise sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder gar zu Fuß oder auf dem Rad erreichen lässt.
Das Gepäck eher minimalistisch zu halten hat ebenfalls mit Nachhaltigkeit zu tun. Zum einen liegt das am Gewicht und dem dafür nötigen Energieaufwand – und dann eben auch an der eigenen Einstellung. Es hat damit zu tun, Dinge so nachhaltig und vielseitig wie möglich verwenden zu wollen. Damit, nicht auch noch den Urlaubskoffer mit Überflüssigem, Ungewolltem und Ungenutzten vollzustopfen und stattdessen mehr Raum für sich selbst und die wirklich wichtigen Dinge zu haben. Damit, sich in der Freiheit des Erfindungsgeistes und kreativer Herangehensweisen zu üben, die durch bewussten Minimalismus trainiert und gepflegt werden.
Konkret heißt das, vorhandene Ressourcen zu nutzen, beispielsweise die nötigen Kosmetikprodukte von vorhandenen Großpackungen in kleine Behälter abzufüllen, von denen man meistens eh zuhauf herumliegen hat, statt spezielle Reisegrößen neu zu kaufen. Oder vielleicht gleich die kompakte Version von Duschgel oder Shampoo zu wählen.
Ein Tipp der Spezialisten nachhaltigen und minimalistischen Reisens ist, sich vorher schon zu überlegen, welche Teile seiner Garderobe man wie kombinieren kann, und entsprechende Outfits zu packen. Oder ganz gezielt bestimmte Teile mitzunehmen, die sich vielseitig verwenden lassen. Bei mir darf zum Beispiel eins meiner großen Tücher nie fehlen.
Ich begebe mich beim Packen gern geistig schon mal auf die Reise. Was brauche ich in welcher Situation? Eine Liste sorgt dafür, dass ich nichts Wichtiges vergesse und nichts Überflüssiges mitschleppe. Und manchmal, wenn dann alles vor mir ausgebreitet ist, nehme ich sogar noch etwas davon weg, weil es mir nicht notwendig erscheint.
Vermisst habe ich fast noch nie etwas davon. Dafür umso mehr die Freiheit des leichten Gepäcks genossen, im wirklichen wie übertragenen Sinn.